Aktuelles-Details

Nachtrag: Nach wem ist diese Straße benannt???

02. November 2020 von

 

Manch ein Mitbürger von Oberreichenbach fragt sich vermutlich, nach welchen Personen sind die Straßen im neuen Baugebiet benannt? Warum heißt die Straße so? Was hat die Person mit Oberreichenbach zu tun? Und wer war das eigentlich? 

Auch ich habe mich das gefragt und deshalb habe ich jemanden um Hilfe gebeten, der sich in der Geschichte Oberreichenbachs sehr gut auskennt.

Vielen herzlichen Dank an Herrn Roman Gibtner für seine Ausführungen!

 

Veit-vom-Berg-Straße
Pfarrer Veit vom Berg (1612 - 1675) soll aus einem altadeligen Geschlecht in der Nähe von Zirndorf stammen. Er besuchte die Lateinschule in Neustadt/Aisch, wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 als 20jähriger von Kroaten gefangengenommen und mißhandelt. Ihm gelang die Flucht nach Windsheim, von wo ihn Hunger und die Angst vor der Pest über Kitzingen nach Würzburg trieben. In Erfurt studierte er Theologie, kam aber dann in seine fränkische Heimat zurück und wurde 1640 als Pfarrer von „Oberhöchstadt“ und Steppach ordiniert. Da zu der Zeit kaum eine Pfarrei einen Geistlichen hatten, reichte sein Wirkungsbereich von Uehlfeld über Dachsbach, Emskirchen, Kirchfembach, Kairlindach bis nach Münchaurach und stand so immer wieder auch auf der Kanzel und am Altar der Kirche in Oberreichenbach. Diese Aufgabe war nur unter Lebensgefahr möglich. Einst rettete ihn sein Tagebuch vor dem Tode, in dem eine Kugel stecken blieb. Er schreckte auch nicht zurück, wenn er zu Pestkranken gerufen wurde. So wurde er zwischen Aisch und Aurach zu einem angesehenen und geachteten Mann. Ab 1648 wurde er Pfarrer von Uehlfeld. Dort verstarb er nach einer langen, aufopferungsvollen Tätigkeit im Jahre 1675.

Herr Roman Gibtner ist bei seinen Nachforschungen über die Geschichte Oberreichenbachs über ein Bildnis des hier genannten Pfarrers gestoßen. Deshalb heute dieser Nachtrag:

Christoph-"Heinrich"-Ellrodt-Straße

Pfarrer Ellrodts (1665 - 1705) großer Verdienst ist es, dass er in Oberreichenbach im Jahre 1680 eine eigene Schule einrichten ließ und vor Ort erstmals Schulunterricht stattfinden konnte. Er hatte sich zuvor beim zuständigen Superintendanten bitterlich darüber beschwert, dass die Anzahl der Kinder im Ort deutlich zunahm und der Weg in die Schule nach Münchaurach ziemlich weit und - besonders in der Winterzeit – wegen der dicken Waldungen sehr gefährlich wäre. Er setzte sich durch und so bekam Oberreichenbach auch seinen ersten Schulmeister: Es war Jobst Schmitt, vormaliger Schulmeister von Limbach.

 

David-"Heinrich"-Schroen-Straße
Pfarrer Schroen (1711 - 1734) war der Nachfolger von Ellrodt und nach den Beschreibungen ein Mann von „Ordnung und Genauigkeit“. Er hat u. a. ein Trauungs-, Sterbe- und Taufregister für seine Pfarrei angelegt. Ihm haben die Oberreichenbacher die Errichtung des ersten Schuldgebäudes im Jahre 1718 zu verdanken. Dieses stand an der gleichen Stelle, auf der sich heute noch der Nachfolgebau aus dem Jahre 1848/49 befindet.
„Anno 1718 den 31. Mai habe ich das Schulhaus zu Ober-Reichenbach aufrichten lassen, dabey aber es hart hergegangen, indem die Mittel bey dem Gotteshause schlecht, - da ich dann gute Freunde angesprochen, die ein Ziemliches verehrt, und ich es mit Gott in die Höhe gebracht habe“, so seine Eintragungen in die Pfarrmatrikel.

 

Graf-Berthold-Weg
Dem Grafen Berthold II. von Bergtheim verdanken wir die erste urkundliche Erwähnung Oberreichenbachs im Jahre 1136. Festgehalten ist der Ortsname „Richpach“ in einer Urkunde, in der der Graf Familienerbgüter u. a. in Oberreichenbach an das Kloster Michelsberg in Bamberg schenkt.

 

Katharinenweg
Eine Besonderheit wies die Oberreichenbacher Kirche über mehrere Jahrhunderte auf: Es war ein hölzernes Frauenbildnis, das auf der südlichen Altarseite stand und die 7. Äbtissin Katharina des Klosters zu Frauenaurach darstellte. Diese Katharina muss über einen langen Zeitraum starken Einfluss auf die Kirchengemeinde gehabt haben. Die Oberreichenbacher verehrten diese Katharina offenbar sehr und noch bis zum Jahre 1861 standen im Gotteshaus jährlich an Ostern die sog. "Kather-Eier" (von Katharinen-Eier), Naturalabgaben in Form von Eiern zu Ehren der verehrten Katharina.
In einem alten Dokument wird über eine Katharinenkirche in Oberreichenbach berichtet. Es könnte durchaus sein, dass die Hl. Katharina zunächst die Patronin für unsere Kirche war und später ein Patronatswechsel hin zu St. Egidius stattgefunden hat. Das bleibt allerdings im Bereich der Spekulation.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Kirche im Nachbarort Rezelsdorf ebenfalls unter dem Patronat der Hl. Katharina steht.

 

Zurück